Auktion: 508 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 12.12.2020 in München Lot 311

 

311
Anton Braith
Kühe in der Waldweide, Um 1889.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Kühe in der Waldweide. Um 1889.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso auf der Leinwand sowie auf dem Keilrahmen mit verschiedenen handschriftlichen Nummerierungen. 41 x 33,5 cm (16,1 x 13,1 in).

Wir danken Frau Dr. Judith Bihr, Museum Biberach, für die freundliche
wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Kunsthandlung F. A. C. Prestel, Frankfurt a. M. (verso mit dem Etikett).
Prof. Dr. Fritz Meder, München (Professor an der LMU München im Fach Zahnheilkunde, bis mindestens 1916).
Hugo Helbing, Sammlung von Ölgemälden moderner Meister: aus dem Besitze des Herrn Professor Fr. J. Meder, München, Auktion am 11. Juni 1912], Los Nr. 11 mit Abb. Tafel 3 (Angebot aus dem Eigentum Prof. Meder).
Hugo Helbing, Ölgemälde moderner Meister, Auktion am 6. Juni 1916, Los Nr. 19 (Angebot aus dem Eigentum Prof. Meder).
Privatsammlung Süddeutschland.

Anton Braith zieht nach dem Studium an der Kunstschule in Stuttgart um 1860 nach München, wo mit Albrecht Adam und Friedrich Voltz die bedeutendsten Tiermaler der Zeit wirken. Letzterer hatte sich nach in Holland gewonnenen Eindrücken der Landschaften mit Tierporträts des Goldenen Zeitalters, am bedeutendsten darunter die Werke von Paulus Potter, ebenfalls der Darstellung von Nutztieren gewidmet. Steht bei Voltz noch die genaue Darstellung der Rasse im Vordergrund, wird bei Braith eine Weiterentwicklung des Genres zugunsten einer bewegteren, lebendigeren Darstellung in fast impressionistisch-freiem Duktus deutlich. So bedient er sich oftmals des Motivs heranstürmender Herden, in denen die Blicke einzelner Tiere - gleichsam als Individuen charakterisiert - dezidiert den Betrachter adressieren. Eine großformatige Version mit ähnlich angelegter Komposition sowie weitere kleinformatige Skizzen lassen die Vermutung zu, dass dem Motiv eine überraschende Begegnung mit Rindern stammt, die unvrohergesehen hinter den Sträuchern auftauchen (vgl. Uwe Degreif (Hrsg.), Anton Braith, Lindenberg im Allgäu, S. 238). Neben der zoologischen Erforschung macht eine Psychologisierung auch vor den Tieren nicht halt, in deren Rahmen solche Werke wie Alfred Brehms Tierleben zu verorten sind. Auch Nutztiere wie die Rinder, die seit langer Zeit in engster Gemeinschaft mit dem Menschen leben, erfahren hier eine vermenschlichende Beschreibung ihrer Wesensart, die über rein anatomische, landwirtschaftliche oder ökonomische Qualitäten hinausgeht: "Ihr Wesen ist sehr verschiedenartig. Im allgemeinen sind sie sanft und zutraulich gegen Geschöpfe, welche ihnen nicht gefährlich oder beschwerlich werden; allein sie zeigen sich überaus wild, trotzig und im hohen Grade muthig; sie greifen, gereizt, unter Todesverachtung alle Raubthiere, auch die stärksten, an und wissen ihre furchtbaren Waffen dann mit so viel Geschick zu gebrauchen, dass sie gewöhnlich Sieger bleiben. [..] Sämtliche Rinderarten lassen sich sehr leicht zähmen und geben sich dann willig den Menschen hin. Sie lernen ihre Pfleger kennen und lieben; folgen deren Rufe und gehorchen selbst einem schwachen Kinde; doch ziehen sie ihren Herrn eigentlich anderen Menschen nicht vor, sondern behandeln, wenn sie einmal gezähmt worden sind, alle Leute mit der gleichen Freundlichkeit" (Alfred Edmund Brehm, Illustrirtes Thierleben: eine allgemeine Kunde des Thierreichs, Bd. II, Hildburghausen 1865, S. 616f.). [KT]



311
Anton Braith
Kühe in der Waldweide, Um 1889.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)