Auktion: 514 / Evening Sale am 11.12.2020 in München Lot 233

 

233
Emil Schumacher
Räumliche Trennung, 1955.
Öl und Sand auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Räumliche Trennung. 1955.
Öl und Sand auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt sowie handschriftlich bezeichnet. 90 x 74 cm (35,4 x 29,1 in).

• Herausragende, frühe Arbeit, die für Schumachers gesamtes malerisches Schaffen grundlegend ist.
• "Räumliche Trennung" gilt als ein "Schlüsselbild" im Werk Emil Schumachers.
• Schumacher gelingt es hier erstmals, Farbe als Materie auf der Leinwand zu inszenieren, eine Entdeckung, die für sein gesamtes malerisches Œuvre entscheidend ist.
• Eindrucksvolle Ausstellungshistorie: "Räumliche Trennung" ist seit seiner Entstehung regelmäßig auf Schumacher-Ausstellungen zu sehen und war u. a. auch 1998 auf der großen Retrospektive in Paris, Hamburg und München vertreten
.

Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv registriert.

PROVENIENZ: Sammlung Dr. Herbert Rosendahl, Hagen (um 1958 beim Künstler erworben - bis ca. 1989).
Galerie Rieder, München (um 2000).
Privatsammlung Berlin (2002 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: (in Auswahl)
Gruppe 53, Kunsthalle Düsseldorf, 20.1.1957-24.2.1959.
Das frühe Bild - Malerei und Plastik, Deutscher Künstlerbund, Haus der Kunst, München, 1960 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Emil Schumacher, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 1961, Kat.-Nr. 24 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Emil Schumacher, Westfälischer Kunstverein, Münster, 1962, Kat.-Nr. 15 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Informel Teil l, Museum Leverkusen / Haus am Waldsee, Berlin, 1973, Kat.-Nr. 35, mit Abb.
Emil Schumacher, Kunstverein Braunschweig, 1978, S. 11, mit Abb.
Grauzonen - Kunst- und Zeitbilder - Farbwelten 1945-1955, Akademie der Künste, Berlin, 1983, mit Abb. S. 203.
Emil Schumacher: Werke 1936-1984, Kunsthalle Bremen / Badischer Kunstverein, Karlsruhe, 1984/85, Kat.-Nr. 6, mit Abb. S. 63.
ZEN 49. Die ersten zehn Jahre - Orientierungen, Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden, 1986/87, Kat.-Nr. 194, S. 320/321, mit Abb. (auf dem Keilrahmen mit dem Transportetikett).
Emil Schumacher. Zeichen und Farbe, Karl Ernst Osthaus Museum, Hagen, 29.8.-4.10.1987.
Zeitzeichen - Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen, Bonn, Leipzig, Duisburg, 1989/90, Kat.-Nr. 156, S. 31 (auf dem Keilrahmen mit dem Transportetikett).
Emil Schumacher. Retrospektive, Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris / Hamburger Kunsthalle, Hamburg / Haus der Kunst, München, 1998.
Emil Schumacher. Werke aus sieben Jahrzehnten, Kunsthalle Emden, Bielefeld, 2001.
Emil Schumacher. Der Erde näher als den Sternen. Malerei 1936-1999, Sprengel Museum, Hannover, 18.2.-13.5.2007.
Norbert Kricke und Emil Schumacher. Positionen in Plastik und Malerei nach 1945, Emil Schumacher Museum, Hagen, 2014.
Emil Schumacher. Inspiration und Widerstand, MMK Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 2018/19, S. 18, mit Abb.

LITERATUR: (in Auswahl)
Kunstnachrichten Luzern, 9.J9., H.11/12 vom Juli 1973, mit Abb.
Werner Schmalenbach, Emil Schumacher, Köln 1981, S. 47, mit Farbtafel S. 29.
Ulrich Schumacher, Emil Schumacher: "Räumliche Trennung" 1955, in: Kunst im 20. Jahrhundert, Kalender der Deutschen Bank 1989, Juli 1989, mit Farbtafel.
Ulrich Krempel, der Bogen führt vom Boden zum Boden. Zum Werk von Emil Schumacher, Ausst.-Kat. Emil Schumacher, Sprengel Museum Hannover, München 2007, Kat.-Nr. 16, mit Abb.
Ernst-Gerhard Güse, Emil Schumacher. Das Erlebnis des Unbekannten, Ostfildern 2012, mit Abb. S. 248.

"Das 'Schlüsselbild', bei dem er [Schumacher] diese ihn außerordentlich erregende und stimulierende Entdeckung machte, trug den Titel
Räumliche Trennung [..].Kunstgeschichtlich ist bei dem Vorgang von Interesse, daß am Anfang der eigentlichen Kunst Emil Schumachers eine Erfahrung stand, die sich mit den gleichzeitigen Farberkundungen Yves Kleins vergleichen lässt, obgleich die beiden, überdies durch eine Generation getrennten Maler diametral entgegengesetzte Wege gingen: Yves Klein zu einer Malerei der Immaterialität und Spiritualität, Schumacher zu einer Malerei der Materialität und Expressivität."
Werner Schmalenbach, Emil Schumacher, Köln 1981, S. 47-49.

"Räumliche Trennung" gilt in Emil Schumachers Gesamtwerk als ein "Schlüsselbild", das auf fast allen bedeutenden Schumacher-Ausstellungen zu sehen war. Beeindruckend ist die Ausstellungsliste und einzigartig das Werk, das von einem leuchtenden, fast schillernden Blau dominiert ist und für Schumachers künstlerisches Schaffen in entscheidender Weise wegweisend wird. Bereits 1981 wird es von Werner Schmalenbach in seiner grundlegenden Schumacher-Monografie als "Schlüsselwerk" bezeichnet. Schumacher findet hier erstmals einen technischen Weg, dem Medium der Farbe ein höchstmaß an Ausdruck zu sichern, der im Medium selbst, in dessen Objektivität ruht. Als Schumacher 1955 von einem Farbhändler einen Karton mit blauer Trockenfarbe, d.h. ungebundenes, pudriges Farbpigment geschickt bekommt, kommt es für Schumacher zu einem künstlerischen Schlüsselerlebnis: Das Blau dieser Farbe besaß im unvermalten Trockenzustand einen wunderbaren Schimmer, der Schumacher nach eigener Aussage mit seinem samtigen Glanz an die Flügel von Schmetterlingen erinnerte. Schumacher hatte den drängenden Wunsch, diese Optik und Haptik auch auf der Leinwand zu erhalten, aber sobald die Farbe in Berührung mit einem Haftmittel kam, sackte sie ein und der besondere Reiz ihrer Oberfläche verflüchtigte sich. Erst nach längeren Versuchen gelang Schumacher in "Räumliche Trennung" das, was er sich zum Ziel gesetzt hatte, die Farbe so wie sie im trockenen Zustand erschien in seiner Malerei zu erhalten. "Räumliche Trennung" mit ihrem sanft schimmernden Blau ist also das Werk, in dem es Schumacher erstmals gelingt, seine Gedanken zur Materialität der Farbe künstlerisch in einer herausragenden Komposition aus leuchtenden Farbflächen und einem kraftvollen, teils geritzten Liniengefüge zu bannen, die für sein gesamtes späteres Schaffen in entscheidender Weise prägend sein wird. [JS]



233
Emil Schumacher
Räumliche Trennung, 1955.
Öl und Sand auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)