Lexikon
Amerikanischer Realismus

Der amerikanische Realismus, auch als "American Scene Painting" bezeichnet, umfasst eine Strömung der amerikanischen Malerei, die von etwa 1920 bis in die 1940er Jahre andauerte. Nach dem Ersten Weltkrieg machten sich die Maler auf die Suche nach neuen Sujets und entdeckten ihre unmittelbare Umwelt als reiche Quelle. In diesem Sinne zeigen ihre naturalistisch aufgefassten Bilder häufig Darstellungen aus dem täglichen Leben gewöhnlicher Menschen, beispielsweise Farmer und Büroangestellte bei ihrer Arbeit, Familienfeste und Straßenszenen, mitunter wurden sozialkritische Themen behandelt. Der amerikanische Realismus scheint auch eine bewusste Abgrenzung zur modernen europäischen Kunst zu sein, die auf der Armory Show 1913 umfassend gewürdigt wurde und die amerikanische Kunst in den frühen 1920er Jahren prägte.
Hauptvertreter des amerikanischen Realismus sind Thomas Hart Benton, Charles Burchfield, Charles Demuth, Palmer Hayden, Edward Hopper, Georgia O'Keeffe, Charles Sheeler und Grant Wood.
Die Kunst des amerikanischen Realismus lässt sich weiter in unterschiedliche Ausprägungen ausdifferenzieren, so dass sich im gleichen Zeitraum der Präzisionismus, der Regionalismus, die Ashcan School und die Harlem Renaissance ausbildeten. Die Nachwirkungen des amerikanischen Realismus der ersten Jahrhunderthälfte sind ab den 1960er Jahren unter anderem in den Werken des "Photorealism" beispielweise von Chuck Close oder Ralph Goings und in den Gemälden von Eric Fischl, Leon Golub und Mark Tansey im sogenannten "polemical realism" fassbar.