Lexikon
Englische Kunst im 18. Jh.

Aufgeklärtes Gedankengut wirkte in England früher und intensiver als andernorts, und diese Geisteshaltung bestimmte auch die Kunst des Inselstaates: Der Palladianismus, der schon die Architektur des Hochbarock beherrscht hatte, ließ nur eine kurze Phase der Aufnahme barocker Stilelemente zu (John Vanbrugh, 1664-1726). Schon im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts drängte sich der klassische Stil wieder in den Vordergrund, ab der Jahrhundertmitte zunehmend nüchterner aufgefasst (William Chambers, 1723-96).
Die zunächst noch barock-bewegte, später klassizistisch beruhigte englische Malerei der Epoche ist von hoher malerischer Qualität und konzentriert sich auf stimmungsvolle Landschaften, Sittenschilderungen und insbesondere Bildnisse. Zu Beginn des Jahrhunderts prägte die Nachfolge van Dycks und der Holländer den englischen Stil, doch mit William Hogarth (1697-1764) sollte einer neuen englischen Malkunst die Bahn gebrochen werden. Hogarth schuf Porträts mit malerisch-realistischem Zugriff und moralisierende, oft humorvoll-karikaturistische Genreszenen. Seine Schrift "The Analysis of Beauty" (1753) wurde bezüglich der als "Line of Beauty" gefeierten Schlangenlinie bedeutungsvoll, die in der Folge häufig Kompositionsgrundlage von einzelnen Bildelementen wurde. Thomas Gainsboroughs (1727-88) Werk umfasst Landschaften und Bildnisse vor meist landschaftlichem Hintergrund. Diese sind zwar repräsentativer aufgefasst als Hogarths realistische Varianten, erscheinen dabei jedoch höchst empfindsam und natürlich. Zu seinen Hauptwerken und größten Erfolgen zählt "The Blue Boy" (1770), heute in der Huntington Art Gallery. Joshua Reynolds (1723-92) vervollständigt das Dreigestirn. Der einflussreiche Maler hatte sich an älteren Meistern - Michelangelo, den Venezianern, auch Rubens und Rembrandt - geschult und widmete sich vorrangig dem Bildnis, wobei er besonders im Kinderporträt Bleibendes leistete. Seine Anwendung des akademischen "erhabenen Stils" ("grand manner") auf das Bildnis näherte dieses dem Historiengemälde an und erlangte große Nachfolge. In der Porträtmalerei war zudem George Romney überaus beliebt, als bedeutende Landschaftsmaler sind Richard Wilson, John Robert Cozens und John Crome anzuführen.
In der Gartenkunst überwand England im 18. Jahrhundert den Barock- zugunsten des Landschaftsgartens.