Lexikon
Hispano-flämische Schule

In Spanien, besonders dem Königreich Aragon (mit Katalonien und Valencia), wurde die "Ars Nova" der Flamen schon früh rezipiert. Handelsverbindungen schufen die Basis für den künstlerischen Austausch, und bereits 1431 entsandte König Alfons V. mit Louis Dalmau seinen Hofmaler ins flämische Brügge, damit dieser sich dort die neue Technik der Ölmalerei aneigne. Sogar noch einige Jahre zuvor war Jan van Eyck, dessen Werke auch von Alfons V. erworben wurden, im Auftrag seines Dienstherren Phillip des Guten nach Spanien und Portugal gereist. Auch andere flämische Maler kamen nach Spanien: 1436 übersiedelte Lodewijk Allyncbrood (Luis Alimbrot) sogar gänzlich von Brügge nach Valencia. Valencia, eine Metropole jener Zeit, wurde bald zu einem Zentrum der hispano-flämischen Schule, die insbesondere auf den Werken Jan van Eycks und des expressiveren Rogier van der Weyden aufbaute. Die Ideen aus den Niederlanden wurden dabei aber längst nicht nur in epigonalem Sinne verwertet, sondern oftmals zu Anregern von gänzlich eigenständigen Kompositionen.
Von den flämischen Vorbildern sind die Meister der hispano-flämischen Schule durch einen abgewandelten Stil zu unterscheiden, der den Realismus der südniederländischen "Ars Nova" mit regionalen Besonderheiten, italienischen Einflüssen und den Nachwirkungen der Internationalen Gotik verbindet. Oft ist ein im Vergleich mit den Flamen weniger buntfarbiges, eher toniges Kolorit zu beobachten, ebenso eine Vorliebe für Vergoldung und Stuckornament.
Als Hauptvertreter des hispano-flämischen Stils gilt neben Louis Dalmau (um 1400-60) der unter anderem in Aragon und Barcelona tätige Bartolomé Bermejo (um 1430-96). Hinzu treten der Katalane Jaume Huguet (1412-92) und der einflussreiche Fernando Gallego aus Salamanca (um 1440-1507).