Lexikon
Italienischer Manierismus

In Italien begannen die Künstler um das Jahr 1520 herum, die Werke der Renaissancekünstler zu rezipieren und nachzuahmen, um daraus schließlich den manieristischen Stil zu entwickeln.
Zu den wichtigsten Malern des italienischen Manierismus zählen Domenico Beccafumi, Rosso Fiorentino, Jacopo Pontormo und Parmigianino. Trotz grundsätzlich gleicher Charakteristika, zu denen die übernatürlich gestreckten Proportionen der Figuren und die starken Farbkontraste gehören, gelangten die Künstler zu einem je individuellen Umgang mit den Eigenheiten des manieristischen Stils: Während Parmigianino (1503-40) beispielsweise die überlängten Gliedmaßen der "Madonna mit dem langen Hals" (1534-35) anmutig und grazil wiedergab und das Kolorit kräftig, aber dennoch harmonisch modulierte, setzte Rosso Fiorentino (1494-1540) im Gegensatz dazu überspitzte Farbakkorde ein und entwickelte eine Bildsprache voller hochdramatischer Gebärden und aufgewühlter Bewegungen. Spektakulär sind auch Giulio Romanos (1499-1546) Fresken im Palazzo del Te in Mantua (um 1526-34): Während in der "Sala di Psiche" mythologisch verklärt ein sinnenfrohes Reich der Lüste vor Augen geführt wird, erblickt der Besucher in der "Sala dei Giganti", wie die dramatisch bewegten, voluminösen Körper der Riesen unter einstürzenden Trümmern begraben werden.
Giambolognas (1529-1608) Werke sind Paradebeispiele für die Skulpturenauffassung des italienischen Manierismus: Die artistisch als "figura serpentinata" in die Höhe geschraubten Skulpturen animierten den Betrachter, die allansichtige Plastik zu umschreiten und von allen Seiten das Können des Künstlers zu bestaunen.
Der Manierismus dauerte in Italien bis etwa 1600, ehe der Barock zur neuen und vorherrschenden Kunstströmung wurde.