Lexikon
Norddeutscher Expressionismus

Die Bezeichnung "Norddeutscher Expressionismus" bezieht sich auf keine bestimmte Gruppierung von Künstlern mit gemeinsamen Zielen und Interessen. Vielmehr handelt es sich beim "Norddeutschen Expressionismus" um einen geographischen Begriff, der alle im norddeutschen Raum tätigen Expressionisten umfasst, die sich untereinander zum Teil nicht einmal kannten. Der Terminus "Norddeutscher Expressionismus" ist dementsprechend denkbar umstritten; vor allem, weil die damit gemeinten Künstler, Emil Nolde (1867-1956), Christian Rohlfs (1849-1938) und Paula Modersohn-Becker (1876-1907), auch jeweils zur "Brücke", zum "Rheinischen Expressionismus" und zur Künstlerkolonie Worpswede gezählt werden.
Trotzdem gibt es einige gemeinsame stilistische Merkmale, die eine Gesamtbetrachtung aller drei Expressionisten rechtfertigen. Charakteristisch für die Kunst des "Norddeutschen Expressionismus" ist die Reduktion aller Elemente auf ein Minimum. Dabei werden nicht nur die Formen summarisch dargestellt, sondern auch die künstlerische Behandlung vereinfacht. So finden sich in den Werken des "Norddeutschen Expressionismus" keine virtuosen, formalen Experimente. Auch der leidenschaftliche Auftrag der Farbe und ihre symbolische Aufladung sowie die Vorliebe für die Darstellung von Naturkräften und im Falle von Emil Nolde und Christian Rohlfs für die nordische Mythologie können als typische Eigenheiten des "Norddeutschen Expressionismus" angesehen werden.